Samstagmorgen, 17. Februar 2018, kurz vor acht Uhr, der Chronist dieser Ausbildung trifft leicht schläfrig, als ziemlich letzter Mann in der Kaserne in Frankfurt-Hausen ein. Starke Kehrtwendegefühle prägen nach der Arbeitswoche die Anreise. „Morgenstund hat Gold im Mund“ denkt hier noch keiner. Dennoch lockt die Waffenausbildung 60 südhessische Reservistinnen und Reservisten an. An vier Stationen wird der Umgang mit Panzerfaust, P8, G36 und MG 3 durch die Reservefachmänner der RK Frankenstein um den Leitenden, Hauptfeldwebel Ketil Pfeiffer gelehrt.

Das i-Tüpfelchen des Tages stellt die Ausbildungsstation „Panzerfaust 3“ dar. Hauptmann Martinek und Obergefreiter Ungermann können hier nach längerer Durststrecke endlich wieder einmal die „Panzerabwehr aller Truppen“ unterrichten. Das Anschauungsmaterial, die Exerzierwaffen, sind für die Reservisten oft erst nach längerer Wartezeit verfügbar. Medial unterstützt durch Bild und Film führt der Hauptmann in die Thematik ein.
Das Gewicht der Waffe, ca. 13 Kilogramm, gibt einen Hinweis auf die körperlichen Anforderungen an die Männer und Frauen der „Grünen Truppe“: „Wenn Sie zwanzig Kilometer Marschstrecke mit ihrem Standardmarschgepäck und dem zusätzlichen Gewicht der Panzerabwehrwaffe, insgesamt bis zu 40 Kilo, zurücklegen müssen, um dann erst ihren eigentlichen Auftrag, die Panzerbekämpfung zu erfüllen, dann wird schnell klar, warum körperliche Fitness für diese Tätigkeit notwendig ist“, so Hauptmann Martinek.
Die infanteristische Panzerbekämpfung ist eine fordernde Aufgabe. Einzelne Männer stehen gegen moderne Kampfpanzer. Gefechtslärm und die nicht ungefährliche Handhabung erschweren die Arbeit. 2017 kam leider ein Kamerad bei einer Übung ums Leben.
Blickt man auf die parkenden Autos des Kasernengeländes, bekommt man einen Eindruck von den vielfältigen Aktivitäten der Reservisten der Kreisgruppe Südhessen. Tatsächlich zeigen viele auf dem Heck ihrer Autos die zahlreichen Aktivitäten, die ehrenamtlich, neben der Reserve der Bundeswehr, wahrgenommen werden. Die Wappen und Abzeichen diverser freiwilliger Feuerwehren, Sport- und Studentenvereine, Oldtimerclubs und Modellbauvereine zieren die Fahrzeuge. Der Eindruck entsteht, dass sich hier die Träger vielfältigen zivilen gesellschaftlichen Engagements zusammenfinden, um an den wenigen freien Wochenenden nebenbei Landesverteidigung zu üben. Hier findet sich der „Staatsbürger in Uniform“ in unausgeschlafener, aber im eigentlichen Wortsinne reinster Form.
Die produktive Aktivität der Reservisten erfreut auch die Dienstaufsicht, die in Person von Major Gerfin vom Landeskommando in Wiesbaden die Fortbildung besucht. Anerkennend stellte er fest: „Das hohe Engagement und die vielfältige, fachlich hochwertige Zusammensetzung der südhessischen Reservisten aus allen gesellschaftlichen Bereichen begeistern mich immer wieder.“ Diese Anerkennung entschädigt für den zusätzlichen Wochenarbeitstag und das frühe Aufstehen. Vielleicht hat „Morgenstund doch Gold im Mund“.
Bilder: Frank Mlynek
1: Der Leitende Hauptfeldwebel Pfeiffer erklärt das MG3.
2: Hauptmann Martinek erklärt den Gefahrenbereich der Panzerfaust 3 bei der Schussabgabe. Hier herrscht Lebensgefahr.
3: Von links nach rechts: Stabsoffizier für Reservistenangelegenheiten Landeskommando Hessen Major Gerfin, Stabsunteroffizier Ritter, Stabsfeldwebel Bahr, Stabsunteroffizier Lehmann, Hauptfeldwebel Pfeiffer und Hauptmann Martinek.