Ausbildungs BIWAK „Spähtrupp“ Adlerauge
Ausbildungs BIWAK „Spähtrupp“ Adlerauge

Spährtrupp Adlerauge – Tarnen, beobachten, melden

Freitagnachmittag in der Major-Karl-Plagge-Kaserne. Büros und Stuben sind leer, weit und breit kein Mensch zu sehen. Nur in Feldhaus 219 ist Betrieb. Nach und nach treffen Soldaten ein, die eine Extraschicht einlegen. Es sind Reservisten der Kreisgruppe Südhessen, die das alljährliche Wochenend-Biwak der RK-Frankenstein nutzen, um ihre individuellen Grundfertigkeiten als Einzelschützen aufzufrischen. Besonders im Bereich Sanitätsausbildung lassen sich neue Verfahren entdecken.
Während des Biwaks unter der Leitung von Hauptfeldwebel d.R. Ketil Pfeiffer wurde an drei Tagen an sechs Stationen ausgebildet. Themen waren Alarmposten/Beobachten/Melden, Sanitätsdienst, ABC-Abwehr, Schießen mit der Langwaffe, Umgang mit Munitions- und Minenfunden sowie Minenmeldung. Ein Orientierungsmarsch war zwischendurch zu bewältigen.

Beobachten mit allen Sinnen

„Die Grundregel für Alarm- und Beobachtungsposten lautet: möglichst viel sehen, ohne gesehen zu werden“, so Stationsleitender Feldwebel Christian Löschner. Das Gesehene gilt es möglichst schnell detailliert und fehlerfrei an übergeordnete Stellen zu melden. Dies wurde bei der RK Frankenstein mündlich per Funk oder schriftlich mit Meldeblock über Meldeläufer geübt. Beobachtet wurde mit allen Sinnen: Augen, Ohren und Nase waren gefordert, um jede mögliche Veränderung der Lage frühzeitig zu erkennen. Ruckartige Bewegungen sowie Reflektionen des Doppelfernrohres in der Sonne gilt es zu vermeiden, um sich nicht zu verraten. Systematisches Absuchen aber auch Beobachtungspausen an markanten Stellen des Raumes und das Achten auf Veränderungen im Gelände oder bei Passanten gehören ebenso zum planmäßigen Beobachten dazu.

Doppelfernglas, Meldeblock, Umgebungsskizze mit Geländespinne, Kompass und Tarnnetz leisten gute Dienste zur Beobachtung.

Bei den Sanis viel Neues

Nach Ansicht der Teilnehmer sind die Neuerungen im Bereich der Verwundetenversorgung beeindruckend. Tourniquet-Abbindesystem (deutsch: „Aderpresse“) und „Combat Gauze“ (Mullbinden, versehen mit Blutgerinnungsbeschleunigern) sind relativ neue Mittel.
„Das akribische und systematische Untersuchen von Verwundeten ist faszinierend. Sehr gefallen hat mir, dass der Sanitätsausbilder mit routinebedingter Schnelligkeit dennoch sehr gewissenhaft vorgeht. Man merkt, dass er sich seiner Verantwortung bewusst ist“, so Roland Kraft, 56 Jahre, Obergefreiter d. R.
Auch mehrere Arten des Verwundetentransports wurden geübt.

Links: Alle für einen – die gemeinsame Anstrengung führt zum zügigen Abtransport des Kameraden. BU-Rechts: Vier unterschiedliche Formen von Tragebaren zum Probeliegen. 

Munitionsfunde, improvisierter Kompass und Alarmposten

Blindgänger, Personenminen, Panzerminen und IEDs (improvisierte Sprengfallen) gehören heute für Angehörige der Bundeswehr im Einsatz zur Tagesordnung. Dabei ergeben sich an der Station von SU OA d.R. André Ritter folgende Fragen: Wie erkenne ich eine Gefahr? Wie markiere und sichere ich eine Fundstelle? Und wie melde ich den Fund von Kampfmitteln? Schon eine Unebenheit in der Straße oder ein ungewöhnlicher Gegenstand am Straßenrand  kann auf eine improvisierte Sprengfalle hinweisen. Konzentration und Beobachtungsgabe sind hier wichtig. Anhand der Taschenkarte Nummer 14 „Kampfmittelabwehrdienst aller Truppen“ können verdächtige Objekte identifiziert werden. Fundstellen richtig markieren und das verdächtige Objekt melden (Ort, Zeit, Auffälligkeiten des Fundes angeben) sind die nächsten Schritte. Markierspray, Absperrband, Markierungsschildern  oder Stöcken in Pfeil- oder Kreuzform dienen zum Kennzeichnen.
Olt d.R. Fabian Oster führte schließlich in die Herstellung eines Kompasses mit alltäglichen Haushaltsutensilien ein. Mit einer Nadel und einem Magneten lässt sich sehr einfach ein Gerät zur Richtungsorientierung herstellen. Die Nadel wird ca. 20 Mal mit dem Magneten „bestrichen“, dadurch magnetisiert. In Wasser oder auf einem kleinen Träger, weist sie sodann sicher den Weg nach Norden bzw. Süden. Erprobt wurde der improvisierte Kompass sogleich auf dem Orientierungsmarsch von der Kaserne zum Schießstand eines Pfungstädter Schützenvereins. Auf dem rund sechs Kilometer langen Weg erlernten die Teilnehmer zunächst das Lesen und Navigieren mit Karte. Nachdem alle mithilfe von signifikanten Geländepunkten und Peilung durch den Kompass ihren Standort gefunden hatten, ging es los. Querfeldein und durch dichten Wald führte der Weg. Konzentration war gefragt, um sich mit den frisch erlernten Kenntnissen über Hilfsziele, Schrittzahl und Kompasszahl durch das dicht bewachsene Gelände zu bewegen. Die von Oberleutnant d.R. Oster gesetzten Stationspunkte mussten dabei selbständig abgelaufen werden. Zu guter Letzt wurde den Teilnehmern auferlegt, ihre Route für den Rückweg in der Karte nach zu zeichnen. Das Schützenhaus wurde in der angemessen Zeit erreicht und nach der Schießveranstaltung konnte der Rückweg sehr zügig durch das schwierige Gelände absolviert werden.

Braut des Soldaten? Wichtiges Werkzeug zur Eigensicherung! – das Gewehr

Vorbei sind die Zeiten, in denen junge Soldaten aufgefordert wurden, ihrem Gewehr einen Namen zu geben. Zu recht. Dennoch ist das Gewehr weiterhin das wichtigste Werkzeug des Soldaten zur 
Eigensicherung während des Dienstes und das Training für den Umgang mit selbigem folglich essentiell wichtig. Die Schießausbildung erfolgte auf dem Schießstand der „Schießsportvereinigung Pfungstadt 1927 e.V.“ Zum Warmmachen kamen KK-Gewehre auf 50m zum Einsatz – danach gab es Gelegenheit mit dem Karabiner FN 49 im Kaliber 30-06 zu üben.

Die Leitenden der Schießausbildung: OG d. R. Lars Haberlah und HG d. R. Richard Schäfer(v.l.n.r.)

Historische Fahrzeuge – VW Iltis, Renault TRM 2000 und Mercedes-Benz Wolf 

ABC-Abwehr

Der richtige Umgang mit Atemschutzmaske, Filter und Schutzanzug „Overgarment“ wurde an dieser Station geübt. Es galt, nach einer Einweisung innerhalb kürzester Zeit die Maske anzulegen. Danach wurde das Anlegen des Overgarments mit allen Teilen (Oberteil, Hose, Überschuhe aus Gummi, Gummihandschuhe) nachgezogen. Auch das korrekte Ablegen der im Ernstfall kontaminierten Kleidungsteile muss immer wieder geübt werden. Gegenseitige Hilfestellung nach dem Buddy-Prinzip ist hier sinnvoll und hilfreich.
Nach einhelliger Meinung der Teilnehmer ist die regelmäßige Auffrischung der Kenntnisse aus den oben beschriebenen Bereichen sinnvoll. Auch das abendliche Grillen ist mehr als eine Wiederholung wert. Die finanziellen Unkosten des Biwak-Wochenendes wurden durch die RK Kasse der RK-Frankenstein und durch Unterstützung des Kreis- & Landesverbands getragen.